Mittwoch, 21. August 2013

Kleiner u Großer Bettelwurf am 21.8.13

Ich komm fast mit dem Schreiben meiner Touren nicht mehr hinterher so schön ist das Wanderwetter im Moment, so poste ich ein Highlight das wir gestern gegangen sind.
Wie immer ging es früh raus aus den Federn, unterwegs wurde noch mein Begleiter eingesammelt und dann ab zu den Nachbarn. Ausgangspunkt für unsere heutige Tour ist die 2 Ladhütte im Halltal bei Innsbruck.


Gleich vorne weg, der Parkplatz ist etwas schlecht zu finden da keinerlei Hinweis diesbezüglich zu finden ist. Tipp: Macht die Hauptsraße in der nähe der  Bettelwurfsiedling einen Rechtsknick Richtung St. Martin, einfach stur geradeaus in die kleine Straße zur Siedlung weiterfahren. Dann erreicht man den Parkplatz.
Hier geht es entweder zu Fuß ca 1 Std und 400 hm zum Ausgangspunkt 2 Ladhütte. Alternativ kann man für 18 €  rund um die Uhr ein Taxi bestellen.




Wir gehen an der II Ladhütte rechts über die kleine Brücke den Bach hinüber und halten uns rechts Richtung Bettelwurfhütte. Es geht in der Bettelwurfreise in Serpentinen und losem Geröll gleich richtig mühsam zur Sache.
















Der Weg schlängelt sich quer hinüber und dann an der rechten Wand empor. Wir treffen auf ein Hinweisschild das vor Steinschlag hier warnt und rät uns den Weg in der Mitte der Reise fortzusetzen. Wir gehen schön brav den schmalen Steig hinauf durch die Reiße.









Als wir oben angekommen sind, zieht der Weg nach links hinüber und quert unterhalb einer Wand.










Als wir die Querung zur Hälfte etwa gegangen sind, höre ich plötzlich ein dumpfes Grollen, Sofort ist mir klar : STEINSCHLAG !!!. Ein kurzer Blick nach oben zeigt mir,  das die Steine direkt auf uns zu kommen . Ich schreie zu meiner Begleiterin: LAUF !. Mir ist klar in dem Gelände schaffen wir es zu zweit nicht zu laufen. Ich schmeiße mich auf den Boden hinter einen großen Stein unter dem einen Eisenschiene den Weg entschärft. Ich bin noch nicht ganz am Boden, da donnern die ersten 20-30 cm großen Steine über mich hinweg. Eine gefühlte Ewigkeit donnert es vor - hinter und über mir gewaltig, kleine Steine treffen meinen Rucksack !. Ich habe mich zusammengekauert, Kopf zwischen den Beinen und Rucksack nach oben um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Meine größte Sorge gilt aber meinem Begleiter ob sie es geschafft hat zur nächsten Felswand ??? 
Als es endlich weniger Steine werden warte ich noch eine weile ab, ob nicht noch etwas herunter kommt aber als es 30 sec ruhig ist muss ich sehen was aus meinem Begleiter geworden ist !. Als ich meinen Kopf vorsichtig über den Stein strecke, seh ich " GOTT sei Dank ", sie steht an der Felswand. Kreidebleich und mit zitternden Knien fragen wir uns ob jemand verletzt ist ? Bis auf ein paar kleine Kratzer sind wir wie durch ein Wunder unverletzt geblieben. 
Wir gehen mit schwammigen Knien flott weiter um die Querung zu verlassen. Ein späterer Blick zeigt uns, das sich überall weiter oben loses Gestein befindet. Es war lange trocken und er eh schon brüchige Karwendelfels hat sich aufgeheizt. Durch den Regen der letzten Tage kühlt der Fels stark ab und sprödes Gestein bricht aus. 
Hätte ich mit einem Ohr nicht ohnehin schon nach Steinschlag gehorcht, wäre die Reaktionszeit noch viel viel kürzer geworden, und ein Ausweichen fast unmöglich, da der Weg hier nur ca 50 cm breit ist.

Also Leute solches Glück wie wir hat man sehr sehr selten, daher meine größte BITTE : Setzt bei Querungen unter denen auffallend viel loses Gestein liegt Eure Helme auf !!!. 
Diese wunderschöne Tour wäre um ein Haar sehr schnell zu Ende gewesen und hätte tragisch enden können !!! .



Nachdenklich machen wir uns nachdem wir den Schock ein wenig verdaut haben auf den Weiterweg zur Bettelwurfhütte. Es geht über steinige Steige langsam in die Latschenzone hinein. Der Weg schraubt sich steil in Serpentinen -Treppenartig empor. Wir kommen langsam in die Nebeldecke die über uns liegt. Ein wenig gespentisch, denn wir sehen nicht mehr was über uns ist. Ab u zu gibt der Nebel die Sicht ins Tal frei.
Nach einer halben Stunde Marsch im Nebel sehen wir endlich langsam blaue Fetzen im Nebel- Über uns ist es sonnig.



Die Nebeldecke wird langsam dünner als wir höher kommen. Das grelle Blau des Himmels mischt sich unter den Nebel. Als wir durchden Nebel sind, sehen wir das atemberaubende Karwendel im gleisenden Morgenlicht !. Fantastisch, grandios - mehr fällt mir dazu nicht ein.

Wir führen den Weg durch die Latschen fort und sehen auf einmal die Bettelwurfhütte weit oben in der Sonne stehen. Die Lage der Hütte ist einzigartig, exponiert und doch passt sie sich harmonisch ins Gelände ein. Beflügelt von diesem Anblick geht es schnurstracks den Weg weiter. 


Aber es täuscht, bis zur Hütte sind es mind noch 30 - 40 min Gehzeit. 
Auf den Weg zur Hütte passieren wir noch eine offene Felspassage, die aber mit einigen Stiften und neu angelegten Stufen entschärft wurde. Kurz vor der Hütte ist auch noch ein Graben zu queren indem man in diesen hineinsteigt und auf der anderen Seite wieder hinaus. Auf der gegenüberliegenden Seite bietet sich ein schöner Blick auf die Hütte.
Zum Ende hin zieht der Weg wenig steil nach links hinüber zur Bettelwurfhütte an der gerade die Terrasse eingedeckt wird.




Die Terrasse der Hütte lädt geradezu zu einem Frühstück ein, herrlich der absolut klare Fernblick auf den Alpenhauptkamm !. Wir beschließen aber, die Gunst der Stunde zu nutzen und die noch kühlen Temperaturen um den Sonnenexponierten Klettersteig zum kleinen Bettelwurf bei kühlen Temperaturen zu erklettern. Außerdem sind fast alle Gäste der Hütte noch mit dem Frühstück beschäftigt.
Also genehmigen wir uns mit genügend Abstand zur Hütte ein kleines Frühstück in Form eines Apfels bevor wir den Grat hinauf zum Einstieg des Kleinen Bettelwurfs steigen.
Es sieht von unten gar nicht all zu steil aus, aber die ersten Meter haben es irgendwie in sich, oder ist doch der Apfel zu groß gewesen  ???. 







 Der Weg ist sehr gut markiert und so können wir das herrliche Panorama genießen. Zum Einstieg des Klettersteigs hin wird der Steig zunehmend felsiger und steiler auch mit zum Teil losem Geröll. Es wird noch ein Felsband links gequert ehe wir kurz vor dem Einsieg noch ein kleines Geröllfeldchen queren müssen. 





Wir stehen nun direkt vorm Einstieg des Klettersteigs hinauf zur Scharte zwischen Kleinen und Großen Bettelwurf. Wie es sich natürlich gehört legen wir am Einstieg unsere Sets an, obwohl der Steig nur ein paar Schwierige Stellen die seilversichert sind zu bieten hat. Aber heute geh'n wir auf Nummer sicher.
Als wir unsere Sets anlegen, höre ich von meiner Begleiterin ein " OH mein GOTT"  ??? Ich kann mir keinen Reim daraus machen und frag was den sei ?. Kreidebleich zeigt sie mir ihren Helm, der bei der Steinschlagaktion am Morgen an ihrem Rucksack hing.

Glück gehabt !!!
OK, auch meine Gesichtsfarbe hat kurz gewechselt : Der Helm hat ein LOCH ! Anscheinend ist ein Stein als sie gelaufen ist nur wenige Zentimeter an ihrem Kopf vorbei und hat den Helm getroffen  :o :o :o. Wir hatten also noch viel viel mehr Glück als zunächst angenommen. Hier hat eindeutig irgendwer die schützende Hand über uns gehalten ! DANKE an dieser Stelle...
Ein wenig bedröpelt steigen wir die Schlüsselstelle des Steigs hinauf. Gleich zu Beginn wird hier eine Steile Rinne hinauf geklettert. Darauf folgt auch schon wieder Gehgelände zwar mit viel losem Geröll und brüchigen Fels aber es ist bei sicherer Gehweise ohne größere Probleme zu meistern. 
Wir steigen über ein Band weiter hinauf bis wir zum Eingang einer kleinen Höhle kommen. Sie wirkt unscheinbar, aber als wir ein bischen hineinkriechen scheint diese doch größer zu sein als es scheint ?.


 Da wir heute noch einiges Vorhaben, stellen wir die Erkundung ein und widmen uns dem weiteren Aufstieg der uns durch eine versicherte Rinne weiter hinauf bringt. Weiter geht es in leichter Kletterei und Gehgelände hinauf zur Scharte. Gut sind die plattigen Ausläufer des Kleinen und Großen Bettelwurf zu erkennen während sich der Weg links im immer schroffigeren Fels orientiert. 
 Wir halten auf einen kleinen Felszahn zu, der wieder überklettert werden muß. Hier wird das Gestein auch immer brüchiger und wir müssen bedacht Treten um keinen Steinschlag auszulösen. Ist der Zahn geschafft, wartet ein Band auf uns das wieder mit Seil gesichert ist. Es geht z.T steil hinauf Richtung Bettelwurfscharte.
 Nach vielen Querungen über Bänder und schottrigem Gehgelände zieht zum Schluß hin der Steig gut an. 








Wir kommen in die Scharte, an der sich der Weg zum Großen Bettelwurf rechts abwendet.
Wir steigen aber links über Schrofen weiter hinauf zum Aufstieg auf den Kleinen Bettelwurf. Bereits hier erhaschen wir erste Blicke auf die atemberaubende Bergwelt des Karwendels.
Wir steigen linker Hand aus der Scharte heraus.


Der Weg quert zunächst leicht ansteigend am Sockel des Kleinen Bettelwurf ehe er in z.T. losem Geröll steil hinaufzieht. Kurz nach der Querung sieht man das Gipfellkreuz.
So stehen wir um 10.15 Uhr auf dem 2650 m hohen Gipfel des Kleinen Bettelwurfs. Wir werden für den langen Aufstieg mit super Fernsicht und fast glasklaren Himmel belohnt. Erst jetzt kommt das Karwendel voll zur Geltung.
 Der Blick reicht von der Speckkarspitze  bis zum Lafatscher zur Praxenmarerkarspitze  bis hinüber zur Ödkarspitze und natürlich dem König des Karwendels - der Birkarspitze. Beim Eintrag ins Gipfelbuch bemerken wir das wir heute die Ersten sind. 

Blick zum Großen Bettelwurf




Ist von den Hüttengästen keiner füher raus als wir  ???. Oder alle rüber zum Großen Bettelwurf  ???.
Wir genießen ein wenig den Ausblick und beobachten schon einzelne Kletteraspiranten im Klettersteig des Großen Bettelwurfs, ehe wir uns über den Aufstiegsweg zurück in die Bettelwurfscharte machen. 
Kleiner Bettelwurf 2650m

Der Blick ist Wahnsinn, ganz besonders überwältigend ist hier der Tiefblick ins Vomper Loch, das ca 800 m tiefer liegt.

 In der Scharte queren wir auf losem Geröll hinüber zum Großen Bettelwurf. Es wundert uns ein wenig, das heute bei dem Traumwetter nicht mehr Verkehr ist. Lediglich eine Handvoll Bergsteiger sind uns bis jetzt untergekommen und zwei davon hängen im Klettersteig zum Großen Bettelwurf. Wir gelangen langsam in die Nähe des Klettersteigs, vorher blicken wir aber nochmal zur Grubenkarspitze hinüber.  Wir sind am Ende der Scharte angekommen, und es beginnt der Klettersteig.

Der Einstieg hat es gleich in sich. In einem Riss wird die erste Senkrechte Wand überwunden ( C ). Als wir das geschafft haben,  ging es entlang eines Bandes ungesichert weiter. 
Gleich danach stehen wir wieder vor einer senkrechten Wand in die es wieder mit ( C ) hinaufgeht. 

Blick zum kleinen Bettelwurf


Oben angekommen  geht es im Gehgelände wieder entlang bis wir vor einer weiteren Steilwand stehen. Diese überwinden wir abermals  ( C ) und gehen dann im Zick Zack weiter bis wir auf einen Felsriegel treffen der nun ohne Sicherung überklettert werden muß ( II ). Hier genießen wir herrliche Tiefblicke ins Tal und zur Bettelwurfhütte. 







 Wir kommen höher und es liegen immer mehr Blöcke herum die überklettert werden müssen. Zwischen kleinen Felstürmen mal rechts mal links herum , kommen wir zur letzten Klettersteigstelle die ein wenig mit Trittbügeln entschärft wurde. Steil hinauf geht es anfangs mit  (C) und zum Ende hin etwas leichter hinauf. 





Schöne Tiefblicke


Oben angekommen, sind wir auf dem Gipfelgrat des Großen Bettelwurfs. Wir halten uns rechts und steigen über Blöcke und zum Teil loses Gestein ein wenig bergab.


Herrlich

Endlich stehen wir auf dem Gipfelgrat des Großen Bettelwurfs. Doch es täuscht ein wenig, ein bißchen müssen wir noch laufen. Zuerst geht es rechts wieder hinab und wir verlieren wieder ein paar Höhenmeter. Dann zieht der Weg wieder nach links hinauf ehe wir eine Stufe überklettern. Auf der anderen Seite geht es hinunter und wir folgen dem schmäler werdenden Steig Richtung Gipfel. Langsam verjüngt sich der Grat bis er kurz vor dem Gipfel nicht mehr breit ist. Dann gehen wir in wenigen Schritten hinauf auf den 2725m hohen Gipfel des Großen Bettelwurfs.

Großer Bettelwurf 2725m
 






Unser Aufstieg wird mit einem Panorama der Extraklasse belohnt. Angefangen von Olperer bis zum Großvenediger bis zu den Berchtesgadenern und hinüber bis zur Zugspitze reicht die Sicht. Natürlich dürfen die Prominenten des Karwendels hier auf keinen Fall vergessen werden. Neben den schon erwähnten sind jetzt fast alle Hoheiten des Karwendel zu erspähen.
Wir stärken uns ein wenig und genehmigen uns einen sehr langen Gipfelaufenthalt, zudem können wir uns auch nicht satt sehen von dieser umwerfenden Bergkulisse.

Doch auch die längste Gipfelrast hat leider auch einmal ein Ende und so geht auch unsere nun zur Neige. Wir schießen noch ein paar Fotos ehe wir über den Grat wieder absteigen. 


 Wir steigen aber nicht über den Klettersteig ab, sondern über den "Normalweg".
Wir gehen über den Grat zurück und halten uns links. Hier führt der Steig über Schrofen mit zum Teil losen Gestein nach unten. Zum Teil recht steil, aber dafür mit Seilen entschäft geht es schnell bergab. Von weitem ist schon wieder die Hütte zu sehen, aber das dauert noch ein wenig bis wir uns auf der Terrasse braten lassen dürfen. Immer den Seilen nach geht es im Zick Zack weiter abwärts. 






Über natürliche Bänder und Stufen gelangen wir langsam zu der grünen Wiese die man schon von oben sieht. 


Von weitem habe ich schon ein paar schwarze Punkte ausgemacht, was sich jetzt langsam als eine Gämsenfamilie entpuppt. Diese lässt sich durch uns und einige Aufsteiger nicht weiter stören, so das wir bis auf ungefähr 10m heran kommen. Herrlich, diese schönen Tiere so nah zu erleben !.

Wir müssen aber weiter, und so steigen wir am Rand der Wiese weiter hinab bis auf den Grat. 






Hier beginnt der neue Weg der uns dann rechts weiter hinuntergeleitet. 



Von der Gratschneide ist der Weiterweg zur Hütte bestens einzusehen. Es geht abermals über Schrofen und lose Steine Richtung Bettelwurfhütte. Der Weg wird allmählich immer flacher und quert nun hinüber zur Bettelwurfhütte...





Rückblick
  
 Wir beschließen uns an der Hütte einen Kaffee und Kuchen zu genehmigen. Bei strahlenden Sonnenschein lassen wir uns die Sonne auf den Pelz brennen.

 Nach einer verdienten Ruhepause raffen wir uns wieder auf und treten den Rückweg über den Aufstiegsweg zum Parkplatz an. 











Um Nicht die Teerstraße zurück zum Parkplatz laufen zu müssen, zweigen wir an der 2. Ladhütte in den Fluchtsteig ein.



 Dieser schmale Steig führt entlang der Straße in ca 30 min hinunter zum Parkplatz.
Wieder am Parkplatz


VG Ameranger,
unterwegs mit Dominik


- Sehr lange Tour, die gute Kondition voraussetzt
- ca 2000 Hm, ca 9 Stunden Gehzeit
- Früher Aufbruch ratsam
- Steinschlag gefährdet !!!
- Klettersteige nicht all zu schwer
- Hier gibt's die Topo

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen